20 Jahre WWG Wilhelmsburg mit Generalversammlung und Exkursion im Lehrforst der LFS Pyhra
20 Jahre WWG Wilhelmsburg mit Generalversammlung und Exkursion im Lehrforst der LFS Pyhra
Am 15. September 2022 kamen zahlreiche Mitglieder der Waldwirtschaftsgemeinschaft Wilhelmsburg mit ihrem Obmann Bernhard Kendler in die Landwirtschaftliche Fachschule PYHRA. Mit der Begrüßung durch Dir. DI Josef Sieder konnte die 20 Jahr Feier der Waldwirtschaftsgemeinschaft Wilhelmsburg mit einer forstwirtschaftlichen Fachexkursion beginnen.
Danach ging es in den herbstlichen Lehrforst. Mit 73 ha besitzt die LFS Pyhra den größten Lehrforst der Landwirtschaftlichen Fachschulen in NÖ. Erster Exkursionspunkt im Lehrforst war die „Perschlingau“. Hier entstand durch die zwangsweise Nutzung der Esche ein 2 ha großer Kahlschlag mit wenigen Überhältern aus Bergahorn, Stieleiche und Feldulme. Im Herbst 2017 waren viele Eschen vom Absterben und Umstürzen bedroht, daher musste die Maßnahme eines Kahlschlages (mit Empfehlung der Bezirksforstinspektion) umgesetzt werden. Die Pilze „Weißes-Stengelbecherchen“ und „Hallimasch“ waren die Ursache (Eschensterben). Da hier wieder ein vorbildlicher Wirtschaftswald und kein „Brennholzwald“ entstehen soll, ist eine umfassende Aufforstung mit Ersatzbaumarten geplant. Mit Unterstützung der Universität für Bodenkultur ist hier eine Musteraufforstung nach dem Eschentriebsterben entstanden. Univ. Prof. Dr. DI Eduard Hochbichler erklärte sich bereit, seine wissenschaftliche Erfahrung einfließen zu lassen. Baumhasel, Schwarznuß und Hickory, Pappel, Ahorn und Eiche sowie Erle sollen hier bald Wertholz produzieren.
Im Laufe des Rundganges wurde die Laubholzbewirtschaftung am Beispiel eines Eichen-Buchenbestandes diskutiert, welche das Vorgängermodell des bekannten Q/D Verfahren (Qualifizierung/ Dimensionierung) im Laubwald darstellt. Der Fi-Douglasien-Abies grandis Bestand ist 40 Jahre alt. Besonders wüchsig stellte sich die Riesentanne (Abies grandis) heraus: 40 cm BHD und mehr. Der geringere Holzpreis und die Anfälligkeit gegen den Hallimasch sind die negativen Seiten dieser Baumart, erklärte der für den Lehrforst zuständige Fachlehrer DI Bernhardt Obermayer-Böhm.
Großes Staunen rief die in den ersten zwei Altersstufen vorhandene Tannenverjüngung hervor. Die ältesten Naturverjüngungstannen sind 33 Jahre alt. Damals noch hinter Zaun. Heute werden Tannen mit Hilfe von Wildverbissmitteln ohne Probleme verjüngt. Etwa alle 2 m wird eine Tanne mit WAM oder Trico besprüht oder verstrichen, der Rest gehört dem Rehwild. Das allerdings 4-6 Jahre lang. Trotz anhaltend hohem Rehwildstand wurde durch intensive Waldbewirtschaftung (Durchforstungen, Vorlichtungen, Wildäsungstreifen) das Habitat derart verbessert, dass alle anderen Laub- und Nadelbäume problemlos und ohne Schutz hochkommen. Eiche und Ahorn brauchen dadurch etwas länger, wachsen dann aber in genügender Anzahl ein.
Für entscheidend wurde bei den Diskussionen die Jungwuchs- und Dickungspflege erachtet. Die schönste Fi-Ta-Bu Verjüngung kann in wenigen Jahren von der Birke oder Hainbuche überwachsen werden und zurückbleiben oder verschwinden. Mischwuchsregelung, Läuterung und Stammzahlreduktion sind Garanten für einen leistungsfähigen Wirtschaftswald.
DI Obermayer-Böhm betonte am Ende, dass der Zweck eines Schulwaldes nicht nur die forstpraktische Tätigkeit mit SchülerInnen und KursteilnehmerInnen ist, sondern auch neue forstwirtschaftliche Vorgehensweisen zu probieren.
Abgerundet wurde die anschließende Generalversammlung der WWG Wilhelmsburg zum 20-jährigen Bestehen durch die Fachvorträge von Forstdirektor DI Werner Löffler zum Thema „aktueller Holzmarkt“ und von DI Josef Öllerer zum Thema „Waldfonds“.
Obermayer-Böhm Bernhardt 18.09.2022